Steigende Zahlen bei Paketzustellungen gehen mit steigendem Verkehrsaufkommen einher. Diese Entwicklung ist besonders in innerstädtischen Bereichen zu beobachten. Die Verkehrssysteme deutscher Großstädte stoßen immer mehr an ihre Grenzen. Das führt wohl oder übel auch zu mehr lärmenden Motoren, stinkenden Abgasen und Staus.
Aufgrund fehlender Be- und Entlademöglichkeiten parken Zustellfahrzeuge in zweiter Reihe oder auf dem Gehweg und lassen ihre Motoren laufen. Dies ärgert nicht nur die ansässige Bevölkerung, sondern belastet auch die Umwelt. So wundert es wenig, dass die Rufe nach autofreien Innenstädten immer lauter werden.
Die kritische letzte Meile
Aber auch für die Paketzusteller ist die sogenannte letzte Meile, also der letzte Schritt im Zustellungsprozess bis zur Paketübergabe, besonders kritisch. Die Dienstleister ärgern sich über Staus und Parkplatzmangel, die Fahrer müssen häufig mit den vielen Paketen weit laufen. Dann öffnet häufig niemand die Tür.
Also müssen sie beim Nachbarn oder anderswo ihr Glück versuchen. Das kostet Zeit und Geld und der Berg an Paketen wird in der Zeit nicht kleiner. Auf diese Weise entstehen „50 Prozent der Kosten bei der Paketlieferung.“, sagt der Logistik-Professor Kai-Oliver Schocke von der Frankfurt University of Applied Sciences.
Aus diesen Gründen sind alle Paketdienste daran interessiert, ihre letzte Meile zu optimieren. Nicht nur der Umwelt zu liebe, sondern schon allein um ihre Kosten zu senken.
DPD Mikrodepot in Berlin eröffnet
Da sich Umweltschutz und Gewinnmaximierung nicht zwangsläufig ausschließen, sondern in diesem Beispiel sogar Hand in Hand gehen, entwickeln immer mehr Unternehmen Strategien für Nachhaltigkeit.
Der Paketdienstleister DPD greift im Zuge seiner Nachhaltigkeitsstrategie DrivingChange™ ebenfalls die Thematik der letzten Meile auf. Erste Erfahrungen mit Lastenfahrrädern als Zustellfahrzeuge wurden bereits in mehreren deutschen Städten gesammelt. Nun geht DPD einen Schritt weiter und hat im Januar 2021 in der Halle einer ehemaligen Berliner Autowerkstatt ein Mikrodepot in Betrieb genommen.
Von dort aus werden die umliegenden Bezirke Friedrichshain, Prenzlauer Berg, Pankow und Lichtenberg emissionsfrei mit Paketen beliefert. Da hier überwiegend private Empfänger ansässig sind und die Haltestellendichte auf den Touren entsprechend hoch ist, eignet sich dieses Gebiet bestens für die Paketzustellung per Lastenrad.
Emissionsfrei auf der letzten Meile durch Kooperation
Das Mikrodepot neben der Sprint-Tankstelle in der Kniprode-Straße wird morgens von einem elektrisch betriebenen VW eCrafter beliefert. Mit zwei hochmoderne Elektro-Cargo-Bikes des Berliner Start-ups ONOMOTION und vier weiteren Cargo-Bikes werden die Pakete dann im Bezirk zugestellt.
Die innovativen Elektro-Lastenräder von ONO sehen aus wie kleine e-Vans und haben eine Reichweite von rund 60 Kilometern. Mit ihren leistungsstarken GreenPack-Akkus und austauschbaren Ladeeinheiten mit einem Fassungsvermögen von je 2m³ sind sie ideal für die Zustellung im innerstädtischen Raum. Zudem befindet sich an der Sprint-Tankstelle bereits eine 75 KW-Hochleistungsladestation, die auch vom VW eCrafter, der das Mikro-Depot beliefert, genutzt werden kann.
Des Weiteren gibt es eine moderne Batteriewechselstation des Berliner Batterie-as-a-Service-Anbieters Swobbee. Diese wird ab sofort auch genutzt, um die Lastenräder mit Energie zu versorgen. Leere Akkus können an der Swobbee-Station in Sekundenschnelle gegen volle usgetauscht werden.
So bleibt die E-Flotte immer mobil und DPD muss keine eigene Ladeinfrastruktur aufbauen und betreiben. Durch dieses Zusammenspiel von Mikrodepot, Elektro-Lastenfahrrädern, eCrafter und intelligenter Ladeinfrastruktur wird der Zustellungsprozess effizienter und emissionsfrei. Aktuell beträgt das Volumen 400 Pakete pro Tag, wobei die Mengen in Zukunft durch die Möglichkeit der Umladung der Lastenräder im Mikrodepot gewiss steigen werden.
Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit
Die Sprint-Tankstelle ist ein tolles Beispiel dafür, wie durch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure etwas Großes entstehen kann. Zwar waren die einzelnen Lösungen an für sich bereits sehr smart, aber durch die Kooperation werden diese noch effektiver. Mit der Partnerschaft zwischen DPD als Logistikdienstleister, Swobbee als Batterie-as-a-Service-Energieversorger und den vernetzten Fahrzeugen von ONOMOTION, hat ein neues Kapitel in der innerstädtischen Logistik begonnen.
Vielleicht ist dies die Lösung, um Pakete auf der letzten Meile schneller, effizienter und emissionsfrei auszuliefern und die Innenstädte leiser, sicherer und sauberer zu machen. Trotz des rasant steigenden Transportbedarfs werden durch Mikrodepots als innerstädtische Warenumschlagplätze termingerechte Lieferungen mit garantierten Lieferzeiten bald keine Zukunftsmusik mehr sein.